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We Know the Devil: Eine erschütternde Erkundung von Wahlmöglichkeiten und Identität

Big Dog Skipper, 26.06.2024

We Know the Devil (WKTD) ist ein visuelles Roman, das die typischen Angebote des Genres übersteigt. Diese narrative Erfahrung, entwickelt von Worst Girls Games, erzählt eine gruselige Geschichte vor dem Hintergrund eines scheinbar gewöhnlichen Sommercamps. Drei Teenager – Alex, der Rebell; Sam, der vorsichtige Beobachter; und Dani, das optimistische Herz – verstricken sich in einen psychologischen Horror, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Die Stärke von WKTD liegt in seinen Charakteren. Sie sind keine einfachen Archetypen, sondern gut entwickelte Individuen mit eigenen Persönlichkeiten, Schwächen und Wünschen. Die Erzählung entfaltet sich durch ihre Perspektiven, sodass du in ihre Gedanken und Ängste eintauchen kannst. Alex' innere Kämpfe mit Selbstzweifeln und dem Verlangen nach Verbindung sind tiefgreifend nachvollziehbar. Sams ruhige Überlegungen und Beobachtungen enthüllen eine Tiefe, die oft bei Horrorprotagonisten fehlt. Danis unerschütterlicher Optimismus, gepaart mit einem Hauch von Naivität, bietet einen dringend benötigten Gegenpol zur herannahenden Dunkelheit. Je tiefer du in ihre Erfahrungen eintauchst, desto mehr wirst du in ihre Schicksale, ihre Triumphe und ihre unvermeidlichen Konfrontationen mit der Dunkelheit investiert.

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Der Horror in WKTD ist nicht gratuit. Er schleicht sich subtil ein, verwurzelt in verstörenden Dialogen, kryptischen Symbolen und dem allgegenwärtigen Gefühl des Unbehagens, das die Campgrounds durchdringt. Der wahre Schrecken liegt nicht in plötzlichen Schreckmomenten, sondern in der Erkundung innerer Dämonen und der ständigen Versuchung, in Verzweiflung oder Negativität zu verfallen. Die Geschichte nutzt clever das Setting des Sommercamps, eine vertraute Umgebung, die in etwas Unheimliches verwandelt wird. Lagerfeuergeschichten werden zu geflüsterten Warnungen, während Kinderspiele zu Ritualen mit finsteren Konnotationen werden. Der Kern von WKTD liegt in seiner verzweigten Erzählung. Im Laufe der Geschichte wirst du mit Entscheidungen konfrontiert, die die Beziehungen zwischen den Charakteren beeinflussen und letztlich den Verlauf der Erzählung bestimmen. Diese Entscheidungen reichen von scheinbar trivialen Angelegenheiten bis hin zu entscheidenden Wendepunkten, was dich zwingt, deine eigenen Werte zu hinterfragen und mit den möglichen Konsequenzen zu ringen. Es gibt keine klaren "guten" oder "schlechten" Optionen. Jede Wahl hat Gewicht und drängt die Charaktere und die Geschichte in eine bestimmte Richtung. Dieses Maß an Interaktivität fördert ein Gefühl von Handlungsfreiheit und zwingt dich, die Geschichte erneut zu spielen und die alternativen Wege zu erkunden, die nicht eingeschlagen wurden.

Visuell adoptiert WKTD einen markanten Kunststil, der im Genre heraussticht. Die Charakterdesigns wecken den Eindruck von Illustrationen für Jugendliteratur und fangen das Wesen von jugendlicher Angst und Verwundbarkeit ein. Die Umgebungen sind zwar minimalistisch, vermitteln aber effektiv die Atmosphäre des Camps, mit drohenden Bäumen, flackernden Lagerfeuern und baufälligen Hütten, die zum allgemeinen Gefühl der Isolation beitragen. Die Farbpalette ist bewusst gedämpft, dominiert von matten Grün-, Braun- und Grautönen, die das allgegenwärtige Gefühl des Unbehagens betonen, das das Spiel durchdringt. Diese Farbwahl verstärkt das emotionale Gewicht der Erzählung und ergänzt die thematischen Erkundungen. Die Erzählung von WKTD wird durch einen eindringlichen Soundtrack weiter bereichert. Sparse Klaviermelodien und melancholische Streicharrangements weben ein Gefühl von Spannung und Unbehagen, das perfekt mit den sich entfaltenden Ereignissen harmoniert. Das Sounddesign spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, mit subtilen Umgebungsgeräuschen und verstörenden Flüstern, die die immersive Erfahrung vertiefen und die Spieler weiter in die unheimliche Welt des Spiels ziehen. Gemeinsam schaffen diese Elemente eine fesselnde Atmosphäre, die das Geschichtenerzählen und die emotionale Wirkung von WKTD verstärkt.

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Allerdings ist WKTD nicht ohne seine Mängel. Der Aufbau der Welt, obwohl faszinierend, kann manchmal vage erscheinen. Die Natur des "Teufels" und die übergreifende Mythologie rund um das Camp bleiben im Dunkeln, was einige Spieler nach konkreteren Erklärungen und Kontext verlangen lässt. Zudem geht der Fokus auf Charakterentwicklung und narrative Entscheidungen oft zu Lasten traditioneller Actionszenen. Diejenigen, die nach einem schnellen, aufregenden Erlebnis suchen, könnten die introspektive Natur von WKTD als etwas langatmig empfinden, was möglicherweise das allgemeine Engagement für Spieler, die dynamischeres Gameplay bevorzugen, mindert. Diese Betonung von Erkundung und emotionaler Tiefe könnte mehr bei denen Resonanz finden, die charaktergetriebene Geschichten schätzen, erfüllt jedoch möglicherweise nicht die Erwartungen aller an Action innerhalb der Erzählung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass We Know the Devil ein fesselnder visueller Roman ist, der die Komplexität der menschlichen Natur, die Macht der Wahl und den ständigen Kampf zwischen Gut und Böse beleuchtet. Während seine langsam entfaltete Erzählung und die vage Weltgestaltung nicht jeden ansprechen mögen, machen seine gut entwickelten Charaktere, die gruselige Atmosphäre und die zum Nachdenken anregende Geschichte es zu einem lohnenden Erlebnis für diejenigen, die eine einzigartige und eindringliche interaktive Erzählung suchen.

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